Im Jahr 1523, damals weit vor den Stadtmauern in Richtung Löbau gelegen, wurde vom damaligen Rat der Stadt mit dem Segen des Bischofs Johann von Meißen ein Grundstück käuflich erworben.
Dieses wurde notwendig, da zum einen die Bevölkerung Bautzen wuchs, aber auch Seuchen stark die Bevölkerung dezimierten. Die damalig 6 vorhandenen Friedhöfe (meist als Kirchhöfe) um eine Kirche angelegt, reichten einfach nicht mehr aus.
Ebenfalls im Jahr 1523 genehmigte der Bischof auch die Verlegung einer der Jungfrau Maria gewidmeten Kapelle aus dem der Stadt Bautzen gehörigen Taucherwald bei Uhyst a. Taucher nach dem neu angelegten Begräbnisplatz.
Im Jahr 1550 richtete ein Sturm großen Schaden an der hölzernen Kapelle an, so dass ein Teil abgetragen werden musste. 1558 wurde an dieser Stelle das sechseckige Beinhaus, unsere Kapelle, erbaut.
1598 wurde der Grundstein für die „Kirche zur heiligen Dreifaltigkeit“ (der Taucherkirche) gelegt, welche im Januar 1599 feierlich geweiht wurde. Ebenfalls in diesem Jahr erfolgte, bedingt durch weitere Epidemien die erste Erweiterung des Friedhofes.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde 1620 das Dach der Kirche vollkommen zerstört. Erst 1627 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, welcher ein Jahr später abgeschlossen war. In den Folgejahren, bedingt durch die Kriegszustände, wurden immer wieder Schäden angerichtet.
Auch im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1765) wurde der Gottesacker wieder in das Kriegsgeschehen eingebunden. So nahmen ihn die preußischen Truppen in Besitz und er wurde ein Teil der Kampflinie.
In der Zeit des beginnenden 17. Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts entstanden viele der wertvollen Grabdenkmäler, welche man auch heut noch in den beiden ältesten Teilen findet. Es handelt sich hierbei meist um Familiengrabstätten, welche sich an den Mauern entlang aufreihen.
In den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Fremdherrschaft von 1813 bis 1815 erlitt der Friedhof wieder schwere Beschädigungen. Dies ist kein Wunder, befand sich doch ein Kampfplatz 1813 direkt hinter dem Gottesacker. Das sich unmittelbar an die Taucherkirche befindliche Hospital, die Kirche selbst, diverse Grüfte und das Beinhaus wurden verwüstet. Wieder einmal diente der Friedhof als Brennholzlieferant. Die Taucherkirche wurde zuerst als Lazarett und später als Pferdestall genutzt.
Im Jahr 1875 beschloss der Kirchenvorstand der Kirchgemeinde St. Petri die Erweiterung des Friedhofes. Dies wurde durch die stetig wachsende Bevölkerung Bautzens nötig. 1877 wurde das dritte Abteil eingeweiht. Dieses folgte den damals friedhofsreformistischen Überlegungen einer geometrischen Gestaltung. Im November 1885 wurde die neu erbaute Leichenhalle eingeweiht. Schon 1899 erfolgte eine weitere Vergrößerung (Abteilung 4). Die letzte Erweiterung geschah im Jahr 1911 und orientierte sich in der Anlage wieder an der zur damaligen Zeit herrschenden Vorstellung einer aufgelockerten und parkähnlichen Gestaltung.
Das großzügige Platzangebot erlaubt für Beisetzungen die Auswahl von Urnengrabstätten, Erbbegräbnissen und Wahlgrabstätten, aber auch die Beisetzung in Gemeinschaftsanlagen. Diese sind mit einer Erdgräbergemeinschaft, einer anonymen Urnengemeinschaftsanlage, Urnengemeinschaftsanlagen mit Denkstein, Partnerurnengräbern und Baumbestattungen gegeben. Auskunft hierüber erlangt man am besten in der Friedhofskanzlei.
Die parkartige Friedhofsanlage verlangt über das ganze Jahr hin eine intensive Pflege. Darum sind neben dem Friedhofsverwalter und der Verwaltungsmitarbeiterin fünf Mitarbeiter/innen nötig, um den vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden. Aber auch Praktikanten und Menschen, welche gemeinnützige Stunden ableisten müssen, werden auf dem Friedhof beschäftigt. Besonders hervorzuheben sind die „Ehrenamtler“ und Grabpaten, welche uns bei unserer Arbeit auf vielfältige Art und Weise unterstützen.
Die Pflege der umfangreichen Gehölz- und sonstigen Pflanzenbestände, die Erhaltung der Wege- und Ruheplätze, der Funktionserhalt von Brunnen und Toren dient letztendlich dazu, den Friedhofsbesuchern eine würdige Ruhestätte für ihre Entschlafenen und einen Platz zur Trauer und Besinnung erhalten zu können. Inmitten der Bäume und Blumen denken wir an die Endlichkeit unseres irdischen Daseins, aber auch die Schöpfervielfalt unseres himmlischen Vaters.
Robert Eckhardt
Friedhofsverwalter